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Ein neuer und besonderer Wanderweg - Steinbrecherweg

In einer kleinen Feierstunde wurde der Steinbrecher-Wanderweg vom Steigerwald zu den Sander Steinbrüchen offiziell seiner Bestimmung übergeben. Die Beteiligten freuen sich über die Fertigstellung: (von links) Jürgen Klauer, Emil Mahr, Bürgermeister Thomas Sechser (Oberaurach), Bürgermeister Bernhard Ruß, Altbürgermeister Christoph Winkler (Zeil), Wegewart Udo Rhein und Charly Scholl (Steigerwaldclub).

Wege durch den Wald dienten in früheren Zeiten nicht der Erholung, sondern waren vielmehr Verbindungen zu Orten oder Arbeitsplätzen. Daran erinnert der neue Steinbrecher-Wanderweg zwischen Oberschleichach und Sand. Arbeiter aus den Schleichach-Orten haben ihn in früheren Zeiten zu ihren Arbeitsplätzen in den Steinbrüchen in Sand benutzt. In einer kleinen Feierstunde wurde am Freitag der Wanderweg offiziell seiner Bestimmung übergeben.

Den ersten Anstoß, die Wege der Arbeiter aus dem Steigerwald nach Sand auf einem Wanderweg nachzugehen, gab Emil Mahr. Wegewart Udo Rhein griff die Idee auf und machte die Umsetzung zu seiner Aufgabe. Trotz vieler „Stolpersteine“ ist der Steinbrecher-Wanderweg mit ausführlichen Infotafeln als neuer kulturhistorischer Weg entstanden.

Die Bürgermeister Bernhard Ruß aus Sand und Thomas Sechser aus Oberaurach erkannten die historische Bedeutung des Weges und sagten ihre Unterstützung zu. Schnell waren weitere Helfer gefunden. Mark Werner, als Vertreter des Historischen Verein Landkreis Haßberge und Altbürgermeister Christoph Winkler aus Zeil lieferte wertvolle Fotos aus Familienbesitz. Jürgen Klauer entwarf das Logo für das Markierungszeichen. Der heutige Grundstückseigentümer der Steinbrüche, die Firma Graser aus Bamberg, sowie Revierleiter Tobias Friedmann, als Vertreter der Bayerischen Staatsforsten, gestatteten die Benutzung der Wege, wofür Bürgermeister Bernhard Ruß nochmals ausdrücklich dankte. Die Aufstellung der Infotafeln übernahm Matthias Flachsenberger.

Der Wanderweg beginnt in der jeweiligen Ortsmitte von Sand und Oberschleichach und ist auf seiner Länge von 7,25 Kilometern in beide Richtungen markiert. Aufgrund der vielen Pfade auf circa 70 Prozent des Weges ist dieser jedoch nicht barrierefrei.

Der Abbau von Schilfsandstein kann bis in das 11. Jahrhundert zurückverfolgt werden. Ab Mitte des 18. Jahrhunderts wurden auf dem Hermannsberg bei Sand vermehrt Steine gebrochen. Aufgrund seiner Eigenschaften fertigte man vornehmlich Tür- und Fensterrahmen, Figuren und Schleifsteine. Den großen Boom erlebte der Abbau jedoch für die Verwendung als Schleifstein zur Zeit der Industrialisierung ab etwa 1870. Seit Ausbruch des ersten Weltkrieges ging der Abbau kontinuierlich zurück und hat heute nur noch Bedeutung für Fassadenverkleidungen und Denkmalschutz.

Um 1900 gingen etwa 25 Arbeiter zu Fuß aus den Schleichach-Orten in die Steinbrüche nach Sand zur Arbeit. Die Länge eines Weges wurde nicht in Kilometer ausgesprochen, sondern nach der hierfür benötigten Zeit. Der kürzere Hinweg führte direkt den nördlichen Steilhang des Ebersbergs hinunter. Danach verzweigte sich der Weg, je nachdem in welchem Bereich des Hermannsberges gearbeitet wurde. Der längere Rückweg nach Oberschleichach führte den Schräghang zum Ebersberg hoch und zuvor über die „Markswiese“, für deren Überqueren pro Jahr eine Mark Gebühr an den Eigentümer bezahlt werden musste. Die Arbeitsplätze in den Abbaugebieten und damit auch die Gehwege, die zum Teil noch durch Hohlwege erkenntlich sind, veränderten sich fortwährend. Die Gehwege wurden auch durch die Bodenverhältnisse beeinflusst, so dass im Wechsel von feuchtem und trockenem Boden, verursacht durch die entsprechenden Wetterverhältnisse, ebenfalls veränderte Laufwege, zumindest an den Steilhängen, vorhanden waren. Während der Informationsbeschaffung zum Verlauf der ehemaligen Wege stellte sich heraus, dass der Urgroßvater des Initiators Udo Rhein, Georg Klein aus Oberschleichach, im Sander Steinbruch beschäftigt war und diesen Weg gegangen ist.

Im Sommerhalbjahr hatten die Steinhauer und Hilfskräfte dort Schwerstarbeit zu leisten. Die Arbeitszeit ging oft von 6 bis 18 Uhr mit kleineren Pausen für Frühstück, Mittagessen und Vesper. Gearbeitet wurde von Montag bis Samstag. Staubmasken waren vorgeschrieben, wurden aber häufig nicht genutzt. Die Lungenkrankheit Silikose trat deshalb sehr häufig auf. Das Durchschnittsalter der Arbeiter betrug nur circa 35 Jahre. In den Steinbrüchen gab es große Hallen, so dass die Arbeit bei schlechtem Wetter oder starker Sonne möglich war.

Text und Bild: Christian Licha