„Herr Bürgermeister, müssen wir evakuiert werden?“, fragte aufgeregt eine Camperin am Vormittag des 9. Juli als der Gärtleinsgraben nach einem Starkregen von 70 Litern in 24 Stunden sein Bachbett verlassen und einige Senken des Campingplatzes gefüllt hatte. Ich konnte die gute Frau beruhigen. Einige beherzte Camper und zwei Feuerwehrleute haben dafür gesorgt, dass das Wasser in der Straße 3 ablaufen konnte. Es standen nur einige Vorzelte unter Wasser. Ansonsten blieb der Campingplatz vor weiteren Schäden bewahrt. Wie übrigens unser ganzer Ort.
Ein Keller, in den Wasser eingedrungen war, sowie ein Grundstück, in dem eine Senke vollgelaufen war, wurden der Feuerwehr in Sand gemeldet. Die war dennoch vom 9. auf den 10. Juli von 7:47 Uhr (Alarmierung) bis um 2:52 Uhr (Einsatzende) am nächsten Tag unterwegs. Denn in Zell, Westheim, Zeil und Ebern stand den Menschen das Wasser buchstäblich bis zum Hals.
„Wir sind momentan in Westheim an mehreren Stellen im Einsatz, da werden wir eher gebraucht als in Sand“, berichtete Kommandant Andreas Winkler bei unserem Treffen am Campingplatz. Denn da war schon abzusehen, dass in Sand das Unwetter glimpflich abläuft, während andernorts jede Hand und jede Pumpe gebraucht wurde. Besonders zum Abfangen des auslaufenden Öls aus Tanks und Fässern waren die Spezialisten der Sander Feuerwehr gefragt.
36 Feuerwehrleute aus Sand waren über den Tag verteilt 19 Stunden im Einsatz. Dazu sind am Samstag nach einer Mütze Schlaf fünf Stunden für Aufräum- und Nacharbeiten angefallen. Die Einsatzbereitschaft der Wehr musste wieder hergestellt werden. Egal, wie lange man am Vortag in den Stiefeln stand. Mit sechs Fahrzeugen war unsere Wehr unterwegs. Dazu der Anhänger Sanimat zur Ölbeseitigung. Neben der Ölabwehr lag der Schwerpunkt in der Stromerzeugung und dem Einsetzen von Pumpen.
Die tatkräftigen Frauen und Männer der Wehr verdienen unseren allerhöchsten Respekt, Dank und Anerkennung für die Hilfe, die sie ihren Mitmenschen in Not geleistet haben. Sie brauchen aber nicht nur unseren Dank und unsere Anerkennung, sondern auch die erforderliche Ausrüstung samt Geräten und Fahrzeugen, auch wenn dafür größere Summen erforderlich sind. Die Sicherheit der Männer und Frauen und die Hilfeleistung, die sie erbringen, müssen uns das wert sein.
Auch wenn Sand als Hochwassergemeinde des Landkreises eine gewisse Berühmtheit erlangt hat, so lag die Gefährdung bei diesem Regenereignisse nicht bei einer Gemeinde im breiten Maintal mit einem aufnahmefähigen Vorfluter, sondern in den schmalen Nebentälern mit einem großen Wassereinzugsgebiet. Auch verrohrte Gräben ergaben ein erhöhtes Gefahrenpotenzial.
Die Entwässerungsgräben um unsere Ortschaft haben die Wassermassen aufgenommen. Lediglich der Gärtleinsgraben ist nach der Feldscheune der Familie Scharbert kurzeitig über die Ufer getreten und hat einige tieferliegende Teile des Campingplatzes unter Wasser gesetzt, ohne allerdings spürbaren Schaden anzurichten.
Investitionen in Kanalnetz haben sich bewährt.
Ein erster Erfahrungsaustausch mit Dipl.-Ing. Hugo Barthel vom Ing-Büro ProTerrra, der die Verbesserungen im Kanalnetz geplant und bautechnisch umgesetzt hat, hat ergeben, dass sich die in den vergangenen Jahren getätigten Investitionen in unser Abwassersystem bewährt haben. Sowohl der Entlastungskanal über den Kirchplatz durch die Maingasse als auch der Kanal zwischen dem Rathaus und dem Anwesen Ullrich sind angesprungen und haben die Wassermassen abgeleitet. Der Rückstau aus der Zeit davor in der Steigerwaldstraße und Am Bödelein ist ausgeblieben. Positiv ausgewirkt hat sich natürlich auch, dass manche Hausbesitzer ihren Anschluss nachgerüstet und Rückstauklappen eingebaut haben.
Auch das Rückhaltebecken in der „Oberen Länge“ hat seine Bewährungsprobe bestanden und den knapp bemessenen Kanal in der Straße „Am Sportfeld“ spürbar entlastet. Gerade dieser Bereich war in der Vergangenheit bei Starkregen eine Schwachstelle gewesen.
Nachjustiert werden muss noch am Graben zur Friedhofstraße. Der ehemalige Hohlweg zum Hermannsberg hatte sich gefüllt, das Wasser ist kurzzeitig über die Friedhofstraße Richtung Hauptstraße abgelaufen. Es muss geprüft werden, inwieweit der bestehende Ablauf ertüchtigt werden kann. Am Flurweg am südlichsten Zipfel des Baugebiets „Am Wasen“ haben Bauhof und Feuerwehr einen kleinen Damm mit Sand aufgeschüttet, bzw. eine Furche eingepflügt, damit das Wasser aus dem Flurgraben und dem Feldweg nicht in die darunter liegenden Grundstücke fließt. Hier kann mit einfachen Mitteln Abhilfe geschaffen werden. Mit den Anwohnern habe ich bereits Gespräche geführt. Zusammen mit Herrn Barthel werden wir eine Lösung suchen.
Gräben zum Entsorgen von Grünschnitt missbraucht
Die Gemeinde hält in Zusammenarbeit mit der Jagdgenossenschaft die Gräben entlang der Wege frei. In einer größeren Aktion wurde im Winter der Wasengraben von Bewuchs befreit, damit das Wasser zügig abfließen kann. Umso ärgerlicher ist es deshalb, wenn unverbesserliche Zeitgenossen ihren Rasenschnitt in den Entwässerungsgraben entsorgen. Der Grünschnitt verdichtet sich und sorgt dafür, dass die Gräben überlaufen.
Die Entsorgung des Grünschnitts auf Kosten anderer ist kein Kavaliersdelikt. Dabei wäre es doch so einfach. Rasenschnitt kann unter Sträucher gemulcht werden, in kleineren Mengen über die Biotonne oder auch über den Grünschnittcontainer im Wertstoffhof entsorgt werden. In einen Mörtelbottich gehen zwei Fangkörbe mit Schnittgut. Die Entsorgung über den Grünschnittcontainer der Gemeinde in den Sommermonaten kostet einige wenige Euro. Weniger auf jeden Fall, als wenn der Bauhof ausrücken und das Material entfernen muss.
„Die Zusammenarbeit mit dem Bauhof war super,“ hat Kommandant Andreas Winkler das Zusammenspiel zwischen Gemeinde und Feuerwehr gelobt. Auch auf der Führungsebene hat alles gut funktioniert. Und auch unsere Frau auf dem Campingplatz war zufrieden, dass zwei Männer in Uniform sich um ihre Sicherheit gekümmert haben. Es ist beruhigend zu wissen, dass die Menschen bei uns sich auf die Kompetenz unserer Rettungskräfte verlassen können und dies auch tun.
Mit freundlichen Grüßen
Ihr
Bernhard Ruß
1. Bürgermeister
Gemeinde Sand a. Main
Kirchplatz 2
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