SitemapLage der GemeindeImpressumDatenschutzerklärung

Suche:

Wetter in Sand am Main

Veranstaltungskalender

Liebe Mitbürgerinnen, liebe Mitbürger,

für die Nachkriegsgeneration, und das sind 75 Jahre nach Kriegsende mit Abstand die meisten von uns, ging es ein Leben lang mehr oder minder stetig bergauf. Der Wohlstand wuchs. Die Sander kamen nicht nur als Raser in der Welt herum. Dass einmal ein Virus, das man nicht sieht, fühlt, riecht oder schmeckt uns in unserem Alltag, in unserer Art zu leben, zu wirtschaften, miteinander umzugehen so aus- oder einbremst, hatte niemand auf dem Radar.

Erst als die ersten Infektionen in Deutschland festgestellt wurden, bekam das Thema „Corona-Virus“ eine gewisse Aufmerksamkeit. Am 27. Januar 2020 meldet das bayerische Gesundheitsministerium spätabends den ersten Fall Deutschlands. Aber Stockdorf bei München war noch weit weg von uns. Auch die Fälle im nordrhein-westfälischen Heinsberg kurz nach Fasching lagen noch außerhalb unseres Lebensbereichs und wurden nur am Rande wahrgenommen.

Jäh verändert hat sich unser Blick auf das „Corona-Virus“ seit dem 9. März. Seit dem Bekanntwerden des Corona-Falles an der Realschule in Eltmann ist auch unsere Welt in Sand nicht mehr wie sie einmal war. Als Folge mehrerer staatlicher Verordnungen, wurden wir in unseren wirtschaftlichen, sozialen und religiösen Betätigungen massiv eingeschränkt. Am 16. April wurden bei einer Telefonkonferenz der Ministerpräsidenten mit der Bundeskanzlerin einige Lockerungen vorgenommen. Dennoch sind die Einschränkungen nach wie vor massiv. Sie beeinträchtigen nicht nur unser Freizeitverhalten – das wäre noch am ehesten zu verkraften - sondern betreffen unser soziales Verhalten in besonderem Maße. Wenn der Kontakt zu nächsten Verwandten (Kindern, Eltern, Großeltern) abgebrochen wird und nur in Extremsituation (Geburt, Sterben) möglich ist, sind schon Grenzen erreicht, ebenso, wenn es um die wirtschaftliche Existenz in manchen Branchen geht.

Die vorgenommenen Einschränkungen sind jedoch kein Selbstzweck. Ihr Ziel ist die Erhaltung von Menschenleben, unabhängig vom Alter und Gesundheitszustand der zu schützenden Person. In einer christlich geprägten Gesellschaft verbietet sich die Frage, ob man es sich „leisten“ könne, Wirtschaft und Sozialleben des Landes zu zerstören, um vor allem das Leben der Alten zu schützen. Eine Gesellschaft, die ernsthaft darüber debattiert, unter welchen Umständen wie viele Alte zu opfern wären, um das Große und Ganze zu erhalten und die Wirtschaft nicht in den Ruin zu treiben, wäre eine Gesellschaft, die sich und ihre Werte selbst in Frage stellen würde, hat Kurt Kister in einem Kommentar in der „Süddeutschen Zeitung“ diesen Aspekt der Pandemie auf den Punkt gebracht.

Grundversorgung immer gewährleistet

Wie hat sich die Vollbremsung in Sand ausgewirkt? In unterschiedlicher Weise. Zunächst einmal dürfen wir froh sein, dass wir in Sand eine Infrastruktur vorfinden, die die Grundversorgung gewährleistet. Die Geschäfte, die uns mit Lebensmitteln versorgt haben, waren gut sortiert und sorgten schnell für Nachschub. Zwar war auch das eine oder andere Regal etwas schneller ausgedünnt. Aber es entstand wirklich kein Engpass auf Dauer. Selbst Toilettenpapier war ausreichend vorhanden.

Auch die ärztliche Versorgung hat unter den erschwerten Bedingungen funktioniert. Dabei ist in der angespannten Situation etwas untergegangen, dass Anfang April Dr. Michael Eis im Geschäftshaus der Familie Krines/ Ullrich (ehemals Volksbank-Raiffeisenbank) direkt neben dem Rathaus eine eigene Arztpraxis eröffnet hat.

Es hat sich schnell gezeigt, dass die Nachbarschaftshilfe in Sand gut funktioniert und die Versorgung mit den materiellen Dingen des Lebens gewährleistet war. Die Kirche suchte nach neuen Wegen der Kommunikation, um gerade in der österlichen Zeit die religiösen Bedürfnisse der Mitmenschen zu befriedigen. Private Initiativen z.B. zum Herstellen von Gesichtsmasken entstanden und vieles mehr.

Geduld nach wie vor gefragt

Es wird noch einige Zeit dauern bis die Corona-Pandemie abgeebbt ist und unser Leben nicht mehr dominiert. Geduld wird mehr denn je gefragt sein. Ob unser „normales“ Leben dann noch so aussieht wie wir es gewohnt sind? Die politische, wirtschaftliche und gesellschaftliche Statik muss wohl neu justiert werden. Medizinische Vorsorge, der gesellschaftliche Wert von Pflege dürfen nicht mehr nur mit einem gemeinsamen Beifallklatschen zu nächtlicher Stunde oder einem Trostpflaster belohnt werden. „Ich möchte keine Merci-Schokolade mehr! Wir benötigen in der Pflege eine angemessene Bezahlung“, hat eine Pflegekraft in einem Leserbrief ihrem Unmut Luft gemacht. Zu Recht.

Auch wenn Lohnverhandlungen Sache der Tarifparteien sind, so kann sich das gesellschaftliche Klima das in einem Lande herrscht, durchaus in den Verhandlungsergebnissen niederschlagen. An diesem gesellschaftlichen Klima können wir alle mitarbeiten.

Mithelfen können wir auch, dass der Einzelhandel und die Gastronomie vor Ort die Zeit des Stillstandes wirtschaftlich überstehen. Derzeit durch den Erwerb von Gutscheinen, später durch bewusstes Einkaufen vor Ort. Wie wichtig ein funktionierender Einzelhandel in Sand ist, haben wir in der Zeit der Krise deutlich gespürt. Er ist aber keine Sozialeinrichtung, sondern unterliegt den Gesetzen des Marktes. Tragen wir mit dazu bei, dass unsere Dienstleistungsbetriebe auch weiterhin in diesem Markt bestehen und für ihre Gäste und Kunden da sein können.

Bleiben Sie gesund!
Ihr
Bernhard Ruß
1. Bürgermeister