SitemapLage der GemeindeImpressumDatenschutzerklärung

Suche:

Wetter in Sand am Main

Veranstaltungskalender

Die Flößerei um und in Sand a. Main

Die Wurzeln der Flößerei können in Deutschland bis in die Vorgeschichte zurück verfolgt werden. So verbauten z. B. schon die Kelten in vorchristlicher Bauholz in der weltberühmten Heuneburg, das per Flößerei aus dem Schwarzwald herangeschafft worden sein dürfte. Und als die Römer ihr Legionslager bei Marktbreit kurz nach Christi Geburt errichteten, wurden 1000e Eichenbalken verbaut. Diese Nachfrage dürfte aus den umliegenden Wäldern allein wohl kaum gedeckt worden sein. So verwundert es nicht, dass Archäologen nahe der holländischen Grenze bei Xanten, Eichen aus der Mainregion vorfanden, die von den Römern im 2. Jhdt. n. Chr. verbaut wurden.
Auch wenn die Flößerei mit dem Niedergang des Imperiums sicher auch eine Krise durchlebte, so dürfte sie nie vollkommen zum Erliegen gekommen sein. In vorindustriellen Zeiten konnte man schließlich Stämme und Bretter viel einfacher im Fluss treiben lassen, als sie mit Fuhrwerken über unbefestigte Landwege zu transportieren.
Die Nachfrage nach Flößerholz aus der Obermaingegend dürfte jedoch bis ins Spätmittelalter noch sehr überschaubar gewesen sein, hatten doch nahezu alle Gemeinden eigene Wälder zur Brenn- und Bauholzversorgung. Als jedoch mit einsetzender Verstädterung, Überseeschifffahrt und vorindustrieller Metallproduktion ab etwa 1500 die Holznachfrage merklich anzog, entstanden am unteren Main und Rhein große Holzmärkte. Ganze Wälder veränderten nun ihr Gesicht zugunsten der Flößerei. Gab es um 1500 z. B. im Frankenwald nahezu keine Fichten, 40 % Laubhölzer und 60 % Tannen, so bestand er 1912 zu 72 % aus Fichten- und nur noch zu 3 % aus Laubwäldern! Dies ist nur zu verständlich, da Buchen und Eichen nur mit Hilfe der leichteren Weichholzstämme auf dem Wasser transportiert werden können. Vor allem bringen jedoch Nadelholzwälder wesentlich höhere Hektarerträge als Buche, Eiche & Co..
Die Flöße dienten jedoch gleichzeitig auch als Transportmittel für weitere Güter. Stangen- und Schnittholz (Weinpfähle, Fassholz, Bretter, ...) u. v. m. wurden als sog. Oberlast mitgenommen und fanden talwärts ihre Abnehmer. Auch in Sand wurden Flöße gebunden. Zum einen war der Main seit seiner Vereinigung mit der Regnitz tragfähiger, zum anderen erreichten in Sand wertvolle Laubholzstämme aus dem Steigerwald den Fluss und mussten wortwörtlich „eingebunden“ werden. Obwohl Frankfurt am Main im Jahre 1834 über 11.000 Stämme passierten, stand der große Flößerboom noch bevor, von dem Sand a. Main jedoch nur noch am Rande profitierte. Schließlich war der Main ab 1839 von Sand in Richtung Zeil verlegt, also begradigt worden. Mit der Industrialisierung stieg die Holznachfrage (Bauholz, Grubenholz, ...) weiter an und die Eisenbahn erschloss nun weite Waldgebiete fernab der Flüsse. Die Bahn war zunächst nicht etwa Konkurrent, sondern sie transportierte die Stämme zum Wasser! Von den 270.000 Tonnen Floßholz, die 1910 Würzburg passierten, wurden mehr als die Hälfte in Kitzingen von der Bahn zum Main gebracht! Haßfurt war entscheidend für die Abfuhr der Haßberghölzer.
Doch die zunehmende Motorisierung des Warenverkehrs und Kanalisierung des Mains, die ihn seiner natürlichen „Transportgeschwindigkeit“ beraubte, läutete den rasanten Niedergang der Flößerei ein. Alleine von 1905 bis 1935 brach die Menge des Floßholzes um über 80 % ein! Doch Sand blieb von dieser Krise verschont. Schon lange wuchsen im einstigen Flußbett jene Weiden, die unserem Dorf über Generationen seine wirtschaftliche Basis sicherten.

Mark Werner

Eine spezielle Ausstellung und Dokumentation über die „Flößerei“, können sie bei unserer Festveranstaltung: „Geschichte der Seefahrt vom Main bis zum Meer“, am 24. und 25. August im Weingut Rippstein in Sand am Main, Sandgasse 26 erleben. Der Eintritt ist frei.