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„Der Abbau wäre eine Katastrophe“

Bürgerversammlung erteilt Erweiterung des Sandabbaus „Nordöstlich Sand am Main“ eine klare Absage.

„Wir haben viel zusammengetragen, das ist für mich ein klares Mandat.“ Bürgermeister Bernhard Ruß zog nach rund drei Stunden zufrieden Bilanz einer Bürgerversammlung, die eine in Sand nicht immer zu erwartende Harmonie an den Tag gelegt hatte. Im Mittelpunkt der Versammlung stand der Antrag der Firma „Sand- und Kieswerke Dotterweich“ (SKD) auf Erweiterung des Sandabbaus „Nordöstlich Sand am Main“. Klares Signal der Bürger – in Übereinstimmung mit dem Gemeindeoberhaupt: Wir wollen diesen Abbau nicht. Für Rudi Ruß vom Bauernverband wäre ein solcher gar „eine einzige Katastrophe“.
Bürgermeister Ruß stellte den Bürgern ausführlich den Antrag der Firma vor und erläuterte gleichzeitig die Position der Gemeinde zu den einzelnen Punkten des Gesuchs. Und es gelang ihm recht eindrucksvoll, die im Antrag der Firma aufgestellten Tatsachen-Behauptungen eindeutig zu widerlegen. Beispiel: Die Firma behauptet, der Abtransport erfolge mit dem Schiff über bestehende Transportwege. Ruß: „Das ist nicht möglich, weil die Gemeinde Sand und die Stadt Zeil ihre Flächen nicht an die Firma SKD veräußern und auch nicht in anderer Form zur Verfügung stellen.“
Ruß widersprach auch der Aussage der Firma, die Bauwirtschaft in der heimischen Region benötige unbedingt die Rohstoffe aus Sand. Es gehe der Firma nur darum, den höchstmöglichen Ertrag zu erwirtschaften und sich neue Käuferschichten zu beschaffen, die weit über die Grenzen der heimische Region hinausgehen, zum Beispiel im Raum Aschaffenburg. Zudem müsse man prüfen, ob das Unternehmen alle Möglichkeiten ausschöpft, die bestehenden Abbauflächen auszubeuten.

Ein entsetztes Raunen ging durch die Versammlung, als Ruß den Passus des Antrags vorlas, in dem die Firma damit wirbt, dass ein weiterer Baggersee sich als Rast- und Brutgebiet für verschiedene Vogelarten (Wildgänse) eignen würde...

Auch das Argument, der weitere Abbau würde die gewerbliche Wirtschaft der Gemeinde stärken, ließ Ruß nicht gelten. „Im Gegenteil“, so der Bürgermeister. Einrichtungen der Gemeinde wie Straßen und Wege erlitten Schäden, die trotz schriftlicher Vereinbarungen und mündlicher Zusagen nicht behoben würden. Überhaupt sei das Unternehmen unzuverlässig, besitze jedoch die Chuzpe, im Antrag den Anschein zu erwecken, durch den Abbau werde „alles besser“, frei nach dem Motto: „Wir tun Euch etwas Gutes.“

Man müsse sich auf der Zunge zergehen lassen, so der Bürgermeister, dass die Firma kritisiere, die Region sei noch nicht engmaschig auf Bodenschätze erkundet worden. Dies erinnere ihn an den Witz über den Arzt, der einem Patienten mitteilt, dieser sei keineswegs gesund, sondern nur nicht lange genug untersucht worden. Dies widerspreche „allem, was Regionalplanung überhaupt will“, so Ruß.

Ebenfalls auf der Zunge zergehen ließ sich Bernhard Ruß die Stelle in der Eingabe, in der die antragstellende Firma selbst darauf verweist, dass eine etwaige Abbaugenehmigung nicht zur Enteignung der Grundstücke berechtigt, sondern der Erwerb der Grundstücke ausschließlich auf freiwilliger Basis erfolgt. Mit dem Damoklesschwert Enteignung hatte die Firma im Vorfeld des Verfahrens wohl Ängste unter den Bürgern geschürt, die so nachhaltig entkräftet werden konnten.

Die Erweiterung des Abbaugebietes werde ein Absenken des Wasserspiegels bei Hochwasser sowie eine Erhöhung der Fließgeschwindigkeit zur Folge haben. Die RMD Consult GmbH empfiehlt in einem Gutachten deshalb die Aufschüttung eines Trenndammes als Ausgleichsmaßnahme, die das Hochwasser in Richtung Zeil ablenken soll. Bürgermeister Ruß äußerte hier zum einen Bedenken, ob der Damm wirklich auch so funktionieren würde, und stellte zum anderen die Frage, wer nach dem Ende des Abbaus den Damm unterhalten werde.

Bernhard Ruß machte den Bürgern klar, dass es keinen Abbau geben werde, wenn es der Firma nicht gelingt, in den Besitz der entsprechenden Grundstücke zu kommen. Man müsse in diesem Zusammenhang die plötzliche Wertsteigerung der entsprechenden Grundstücke unter einem anderen Blickwinkel sehen. Ruß räumte ein, dass es hier zum Teil um sechsstellige Beträge gehe. Dieses Geld sei jedoch vielleicht durch Nachteile der Mitmenschen erworben. Er appellierte deshalb an alle in Frage kommenden Grundstückseigentümer, nicht an die Firma SKD zu verkaufen.

Ebenso rief er seine Mitbürger auf, eine Stellungnahme zu verfassen und an das Bergamt Nordbayern bei der Regierung von Oberfranken als Anhörungs- und Planfeststellungsbehörde zu schicken. Stellungnahmen von einer größeren Zahl von Bürgern würden dort mehr Eindruck hinterlassen als Eingaben von Vereinen oder Organisationen.
Der Bürgermeister skizzierte das weitere Vorgehen in dieser Thematik. Am Dienstag, 19. Juli, tagt der Bauausschuss. Danach stimmt sich die Gemeinde mit der Bürgerinitiative „Sand bleibt!“, dem Bauernverband und dem Siedlerverein ab. Bis 8. August liegt der Antrag in der Verwaltung aus, bis 22. August sind Stellungnahmen der Bürger möglich. Der Gemeinderat tagt noch einmal am 23. August, damit das Ergebnis ebenfalls als Stellungnahme dem Bergamt Nordbayern zugeleitet werden kann.