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Wachstum zwischen Hochspannungsleitung und Fluss Attraktives Maintal: Sand ist als Wohnortgemeinde beliebt – das stellt die Lokalpolitik aber auch vor Herausforderungen

Im Norden begrenzt der Main und seine Altgewässer die Entwicklungsmöglichkeiten von Sand, im Süden der Steigerwald. Auch Richtung Knetzgau und Eltmann ist kaum Ausdehnung möglich. Das macht in der attraktiven Maintalgemeinde den Baugrund teuer. Wer von privat kauft, zahlt ohne Weiteres 120 Euro den Quadratmeter – wie im Haßfurter Osterfeld.


Was für Luxusprobleme, mag mancher Bürgermeister etwa im nördlichen Landkreis denken, wo der demografische Wandel die Dörfer schrumpfen lässt. Wie gut haben es da die Kommunen im Maintal, die florieren und von denen sich nicht wenige anschicken, neue Bau- und Gewerbegebiete auszuweisen. Dass Attraktivität und Wachstum auch Herausforderung bedeuten, macht das Beispiel Sand am Main deutlich.
Sand hat sich in den letzten Jahren zu einer attraktiven Wohnortgemeinde entwickelt und zieht auch junge Familien aus Bamberg oder Schweinfurt an, die sich in den Oberzentren kein Wohneigentum leisten können oder wollen. 1996 hat Sand die Marke von 3000 Einwohnern überschritten. Heute leben gut 3150 Männer, Frauen und Kinder in der Wein- und Korbmachergemeinde.
Die Nachfrage nach Grundstücken hält an, berichtet Bürgermeister Bernhard Ruß (SPD). Die Gemeinde unternimmt viele Anstrengungen, um den Bedarf zu decken. Sie hat in der jüngsten Vergangenheit über zwei Millionen Euro in die Erschließung des Baugebietes „Untere Länge“ mit gut 40 Bauplätzen gesteckt; und Sand macht die allerletzten Fleckchen Grund nutzbar: Im Juli 2015 hat der Gemeinderat den Bebauungsplan „Zehentwörth“ verabschiedet, der die letzte hochwasserfreie Fläche im Wörth für den Wohnungsbau freigibt, was nicht unumstritten war. Neun Parzellen sind hier abgesteckt. In engster Nachbarschaft zum Baugebiet „Pfarrsetz“, dessen 110 Grundstücke inzwischen größtenteils bebaut sind, weist Sands Flächennutzungsplan ferner das Baugebiet Steinäcker aus.
Hier könnten noch einmal 80 Bauplätze entstehen.
„Wir haben gute Einkaufsmöglichkeiten, eine gute ärztliche Versorgung und eine gute Verkehrsanbindung. Und wir haben ein intaktes Vereinsleben, eine neue Turnhalle und ein neues Sportgelände“, wirbt Ruß für die Wohnqualität seiner Gemeinde. Wer sich informiert, erfährt auch, dass Sand zusammen mit der Stadt Zeil über eine hochmoderne Kläranlage verfügt – da kommen auf die Bürger in absehbarer Zeit keine Zusatzkosten zu.
Aber: Sands Boom hat Grenzen. „Wir haben im Norden den Main und im Süden den Naturpark Steigerwald und die 380-KV-Hochspannungsleitung“, zeigt Ruß an, wo die Entwicklungsmöglichkeiten enden. In den anderen Himmelsrichtungen ist das nicht anders, denn die Ein-Ort-Gemeinde ist in der Mainachse eingequetscht zwischen den Nachbarn Knetzgau und Eltmann.
Weil Wohnraum in Sand begehrt ist, ist er teuer. Während erst dieser Tage in Sailershausen ein Bürger den Grundstückspreis von 75 Euro als „Wahnsinn“, weil für junge Leute unerschwinglich, bezeichnete, verlangt die Gemeinde Sand 105 Euro pro Quadratmeter. Viele, aus Sicht des Bürgermeisters zu viele Bauplätze sind in privater Hand; wer hier kauft, muss gut und gerne noch einmal 20 Euro je Quadratmeter draufzahlen.
Mit dem „Restpotenzial“ will das Gemeindeoberhaupt sorgsam umgehen. Das Areal Stückäcker ließe sich im Nu an einen Projektträger verkaufen, weiß Ruß aufgrund der Erfahrungen mit dem Pfarrsetz. Was er damals ablehnte, gilt noch heute: „Wir wollen nicht zum Schlafzimmer für Bamberg werden“.
Er wünscht sich Familien, die, wenn sie es nicht schon sind, mit Sand fest verwurzeln wollen und den Ort nicht bloß als Schlafstätte „missbrauchen“. Steuernd eingreifen will die Gemeinde im Stückäcker auch in anderer Hinsicht: Es fehlt überall im Heimatkreis an kleineren Wohneinheiten, die der Zunahme an Single- oder Zweipersonenhaushalten Rechnung tragen. Auch auf barrierefreies Wohnen will Ruß künftig ein besonderes Augenmerk richten.
Sands Attraktivität stellt die Gemeinde vor weitere Herausforderungen, etwa in Sachen Kindergärten. Die Zuzüge und die seit 2012 wieder steigenden Geburtenzahlen haben die Nachfrage nach Krippenplätzen nach oben getrieben. Da kommt der Gemeinderat nicht an der Frage vorbei, ob man in die Erweiterung des kommunalen Kindergartens Sankt Martin investiert – keine leichte Entscheidung bei einer Gesamtverschuldung von 1,4 Millionen Euro.
So notwendig Kinder für den Fortbestand eines Ortes auch sind, so sehr zeigt die Realpolitik doch, dass die Kosten für die Schule davongaloppieren – insbesondere durch die Mittagsbetreuung, für deren Aufrechterhaltung sieben Mitarbeiter nötig sind. Ruß legt eine Grafik vor, die zeigt, dass sein Rathaus zwischen den 1990-er Jahren bis etwa 2008 Jahr für Jahr um die 100 000 Euro als Schulaufwandsträger zahlen musste. Inzwischen sind es 350 000 Euro.
Der 61-Jährige ist deshalb der Meinung, dass „die Bürger von dem Glauben wegkommen müssen, dass immer alles in meiner Gemeinde sein muss“. Was die Kindergärten anbelangt, heißt das für ihn, dass er sich Alternativen zur Kindergartenerweiterung vorstellen kann. Es geht um Kooperation mit den Nachbarkommunen. Wenn die Plätze frei haben, dann sollte es in der heutigen Zeit – wenn es nicht anders geht – möglich sein, sein Kind rüber über den Main nach Zeil oder, wenn man eh zur Arbeit nach Bamberg fährt, nach Eltmann zu bringen.
Übrigens: Nicht nur Zeil, Knetzgau oder Ebelsbach weisen neue Gewerbegebiet aus. In Sand ist man ebenfalls tätig, „auch wenn wir immer in erster Linie Wohnort sein werden“, wie Ruß betont. Um den Gewerbetreibenden vor Ort Entwicklungsmöglichkeiten zu bieten und Anfragen von außerhalb zu befriedigen, wird Sand das kleine Gewerbeareal „Obere Länge“ am westlichen Ortsausgang zwischen Knetzgauer und Zeller Straße erschließen. So bald dies geschehen ist, läge dahinter das größere Areal Königsäcker. Der Lieferverkehr ist von hier in drei Minuten auf der Autobahn, ohne durch Altort zu müssen. „Die Verkehrsanbindung ist das A und O“, meint Ruß nicht nur zum Güterverkehr, sondern auch zur exzellenten Ausgangslage, die Berufs- und Einkaufspendler von Sand aus haben.
Foto und Text: Dr. Martin Sage